Überlegungen zur URI Europe Konferenz Overcoming irritations
and prejudices ..., Brüssel, 22.-24. Sept. 2005
Der Zweck der United Religious Initiative (URI) ist die Vermeidung von
Konflikten und Gewalt zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen. Da
solche Gruppen oft auf religiösen Überzeugungen begründet
sind oder diese Überzeugungen für die Förderung ihrer Interessen
missbrauchen, konzentriert sich die URI auf die Vermeidung von durch religiöse
Unterschiede verursachten Konflikten.
Das Ziel der Konferenz in Brüssel war, Informationen über die
URI zu verbreiten, einige Übungen in der Vermeidung und Lösung
von religiös motivierten Reibungen und Konflikten anzubieten und
die globale organisatorische Entwicklung der URI voranzubringen.
Als Teilnehmer an der Konferenz glauben wir, daß die folgenden Überlegungen
für die zukünftige Entwicklung der URI von Bedeutung sind und
von Nutzen sein könnten.
1) Die ad hoc Aktion von Karimah K. Stauch mit den den einzelnen
Religionen gewidmeten Postern, auf welche die Teilnehmer ihre Fragen über
die jeweilige Religion und die Antworten auf diese Fragen niederschreiben
konnten, hat das starke Bedürfnis nach Wissen in diesem Bereich offensichtlich
gemacht. Der beste Weg dieses Bedürfnis wirksam zu befriedigen ist,
das Stellen von Fragen anzuspornen und diese Fragen vor großen Zuhörerschaften
zu bentworten.
In diesem Sinne könnten die Fragen und Antworten auf Karimah's Postern
als Ausgangspunkt für Informationsveranstaltungen bei zukünftigen
Zusammenkünften benutzt werden. Wir sind der Überzeugung, daß
solche Veranstaltungen zum regelmäßigen Teil der URI-Treffen
werden sollten.
Aus den auf Karimah's Postern gestellten Fragen kann auch geschlossen
werden, daß Bedarf nach Informationen über sehr unterschiedliche
Bereiche der religiösen Lehren und Praktiken besteht, angefangen
mit dem Alltagsleben (Regeln über Nahrung und Kleidung, Rituale,
Bräuche usw.), über wichtige ethische Fragen, bis hin zu den
zentralen, unverrückbaren religiösen Postulaten. Beschreibungen
und Erklärungen dieser Lehren und Praktiken könnten viele interreligiöse
Missverständnisse und Konflikte abmildern.
2) Dennoch, einige dieser Missverständnisse und Konflikte
kann man wohl nicht allein durch Information aus der Welt schaffen, da
sie eine gründliche Diskussion erforderlich machen. Leider dürften
solche Diskussionen in manchen Fällen die Irritationen und Konflikte
verschlimmern, anstatt sie abzumildern, wobei sich die Diskussionen zentraler
religiöser Lehren als riskanter erweisen dürften als Gespräche
über das alltägliche religiöse Leben.
Trotzdem glauben wir, daß sie ein ständiger und unentbehrlicher
Teil der Aktivitäten der URI sein sollten, weil die Alternativen
dazu - es gibt nur zwei davon - noch schlimmer sind. Eine Alternative
besteht in dem Unter-den-Teppich-Kehren der drohenden Irritationen und
Konflikte, anstatt sich ihnen zu stellen, mit der ständigen Gefahr
von ihren plötzlichen und unerwarteten Ausbrüchen als Folge.
Die andere Alternative ist ethischer und religiöser Relativismus,
der unvereinbar ist mit allen ernstzunehmenden ethischen und religiösen
Lehren.
3) Indes, es ist ebenso höchst unwahrscheinlich, daß
alle interreligiösen Irritationen und Konflikte durch tiefgreifende
und ausgedehnte Diskussionen beseitigt werden können. Dies beweist
die Notwendigkeit eines dritten Bereichs der Aktivitäten der URI:
der Diskussionen über politische und soziale Probleme des gemeinsamen
Lebens der Anhänger von unvereinbaren religiösen Lehren in derselben
Gesellschaft und in demselben Staat.
In diesem Bereich sind Gegenstände der Aufmerksamkeit die politische
Gemeinschaft und die gegenseitige Toleranz, und nicht die religiöse
Gemeinschaft und die interreligiöse Harmonie. Aus europäischer
Perspektive ist diesbezüglich die zukünftige Entwicklung der
Europäischen Union ein interessantes Thema. Es war eine hervorragende
Idee, am Ende der Brüsseler Konferenz eine Befragung zu diesem Thema
durchzuführen.
4) Ebenso sehr wichtig ist die Vermeidung von Irritationen und
Konflikten zwischen verschiedenen Gruppen und Einzelnen in der URI selbst,
und zwar unabhängig von ihren religiösen Zugehörigkeiten.
In unseren Augen ist die Demokratie der beste Weg, solche Gefahren auf
ein Minimum zu reduzieren. Demokratie hat zum Inhalt die strenge Befolgung
demokratischer Prozeduren und die vollständige Transparenz der Entscheidungsprozesse.
Zu den demokratischen Prozeduren gehört das Kandidieren von mehr
als einer Person für ein freies Amt, umfassende Information der Wählerschaft
über die Qualifikationen und Absichten der Kandidaten, sowie prozedural
einwandfreie Wahlen aller Vertreter und Entscheidungsträger (Auszählung
der pro und contra Stimmen, geheime Wahl wenn sie gewünscht wird
usw.).
Transparenz erfordert die Maximierung und Regelung des horizontalen und
vertikalen Flusses von Informationen innerhalb der URI, insbesondere von
Informationen über die Aktivitäten der entscheidungstragenden
Gremien. Es wäre sehr nützlich, die Sitzungen dieser Gremien
öffentlich zu machen, d. h. frei zugänglich für das allgemeine
Publikum oder zumindest für alle Mitglieder der URI. In Brüssel
fanden wir die Vorstellungen der Aktivitäten der Cooperation Circles
aus einigen europäischen Ländern sehr interessant und anregend.
Mojmir und Zdenka freuen sich auf Rückmeldungen auf die Email-Adresse
mojmir@krizan.net
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